Ich-Zustände
„Ich weiß das ja, aber ich kann es nicht umsetzen.“
Oft fühlt es sich an, als würden verschiedene Stimmen in uns durcheinander reden. Ein Teil von uns ist für eine vernünftige Entscheidung, aber wir handeln doch anders. Oder: Ein Teil von uns möchte ruhig bleiben, doch ein anderer beginnt innerlich zu schimpfen oder fühlt sich plötzlich klein und verletzt.
Das Modell der Ich-Zustände hilft dabei, genau solche inneren Konflikte zu verstehen. Es geht davon aus, dass in uns drei „Stimmen“ aktiv sein können: das Eltern-Ich (kritisch oder fürsorglich), das Kind-Ich (lebendig, angepasst oder trotzig) und das Erwachsenen-Ich (klar, ruhig und präsent). In der Therapie schauen wir gemeinsam, welche dieser Anteile in bestimmten Situationen die Führung übernehmen – und wie Sie lernen können, Entscheidungen aus Ihrem Erwachsenen-Ich heraus treffen und dabei die anderen Ich-Zustände zu berücksichtigen. Das bringt mehr innere Klarheit, weniger Stress – und oft ein ganz neues Miteinander in Beziehungen.
Ich-Zustände können aus zwei verschiedenen Blickwinkeln genutzt werden: Zum einen helfen sie uns zu verstehen, wie wir geworden sind, wer wir sind – welche Einflüsse unserer Eltern wie ein „Erbstück“ in uns abgespeichert sind, und welche (unbewussten) Entscheidungen wir als kleine Kinder getroffen haben, um möglichst gut durch die Welt zu kommen. Zum anderen können wir damit unser Verhalten im Hier und Jetzt beschreiben: Wir „gehen in das Eltern-Ich“ (oder das Kind-Ich) und dann stehen uns erst mal nur die Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen zur Verfügung, die in dem jeweiligen Ich-Zustand abgespeichert sind.
Ich-Zustände sind in der Therapie hilfreich, um Konflikte im Hier und Jetzt zu verstehen und zu lösen, aber auch, um unsere Persönlichkeit besser zu begreifen und zu entwickeln.